Innovative Industrial Properties


Mit Cannabis-Immobilien zu neuen Höhen?

Im Zuge der womöglich bevorstehenden Legalisierung in den USA werden Investments in Cannabis-Unternehmen immer spannender. Nichtsdestotrotz gelten Aktien dieser Branche als volatil und risikoreich. Zwischen Produzenten herrscht große Konkurrenz und hinzu kommt, dass viele Cannabis-Unternehmen nicht profitabel sind.

 

Innovative Industrial Properties hingegen ist bereits profitabel. Das liegt vor allem daran, dass das Unternehmen einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat. Statt selbst Cannabis zu pflanzen, vermietet Innovative Industrial Properties als REIT Gewächshäuser und andere Immobilien an bestimmte Produzenten von medizinischem Cannabis.

 

In dieser Analyse erhälst du einen umfangreichen Überblick über das Unternehmen und warum die Aktie sowohl als Wachstumswert, aber auch als Dividendentitel attraktiv werden könnte. Zusätzlich habe ich ausführlich recherchiert, welche Zukunftsaussichten die Branche hat.

Erstellt am 26.09.2019

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Inhaltsverzeichnis


Hinweis: Der Autor besitzt zum Zeitpunkt der Analyse Aktien des analysierten Unternehmens. Es ist zu beachten, dass dadurch möglicherweise keine Objektivität gegeben ist!

1. Unternehmens- und Branchengeschichte

 Ein schnell wachsender Markt

 

Innovative Industrial Properties (IIP) ist ein Immobilienunternehmen, das sich auf den Markt für medizinisches Cannabis spezialisiert hat. Dieser Markt ging in den USA erstmals 1996 hervor, als die Kalifornier per Volksabstimmung entschieden, Cannabis für medizinische Zwecke zu legalisieren. 20 Jahre später, im Dezember 2016, wurde IIP gegründet und inzwischen ist die Branche stetig weiter gewachsen. Von den 50 Bundesstaaten der USA gibt es nur noch 17, in denen medizinisch verwendetes Cannabis nicht erlaubt ist. Dennoch erlauben bereits 14 dieser Staaten sogenannte Cannabidiol-Öle. Lediglich 3 Bundesstaaten verbieten Gebrauch von Cannabis in jeder Form.

 

Die Grafik zeigt an, welche Bundesstaaten welche Gesetzgebung haben. Unterteilt wird in Gesetze, die den Freizeitgebrauch, medizinischen Gebrauch, CBD- bzw. eingeschränkten Gebrauch oder gar kein Cannabis erlauben. Quelle: Ackrell Capital
Die Grafik zeigt an, welche Bundesstaaten welche Gesetzgebung haben. Unterteilt wird in Gesetze, die den Freizeitgebrauch, medizinischen Gebrauch, CBD- bzw. eingeschränkten Gebrauch oder gar kein Cannabis erlauben. Quelle: Ackrell Capital

 Zunehmende Sympathie für Cannabis

 

Auch der Zuspruch und die Akzeptanz in der Bevölkerung wachsen immer weiter. Eine Umfrage der Quinnipiac University aus dem Jahr 2018 ergab, dass 93 % der Befragten die Nutzung von Cannabis für medizinische Behandlungen unterstützen, wenn der Arzt es empfiehlt. Interessant ist hierbei auch, dass 91 % der über 65-Jährigen dafür stimmten und die Bewegung somit in allen Altersschichten Zuspruch findet.

  Insgesamt 18 bis 34 35 bis 49 50 bis 64 über 65
 Dafür in % 93,5  96 93 95 91
Dagegen in % 5,5 4 5 5 7
Enthaltung in % 1 0 2 1 2

Ziel der Umfrage war herauszufinden, ob Personen Cannabis-Konsum unterstützen, wenn der Arzt es verschreibt. Nach Altersgruppen aufgeteilt. Quelle: Quinnipiac University

Das Meinungsforschungsinstitut Gallup Organization hat die historsichen Zustimmungswerte für die Cannabis-Legalisierung gesammelt. Auch hier zeichnet sich ein deutlicher Trend hin zur Befürwortung der Legalisierung ab. Mit dem Rückhalt aus der Bevölkerung ist für die Branche eine gute Grundlage geschaffen.

Der Großteil der Bevölkerung ist seit einigen Jahren für eine Legalisierung von Cannabis. Quelle: Ackrell Capital
Der Großteil der Bevölkerung ist seit einigen Jahren für eine Legalisierung von Cannabis. Quelle: Ackrell Capital

2. Geschaeftsmodell

 Innovative Industrial Properties ist ein REIT

 

IIP ist kein Produzent von Cannabis, sondern kauft, besitzt und verwaltet Immobilien, die an Produzenten von medizinischem Cannabis vermietet werden können. Hinzu kommt, dass IIP nicht nur ein Immobilienunternehmen, sondern sogar ein Real-Estate-Investment-Trust (REIT) ist.

 

Ein REIT ist eine spezielle Form der Aktiengesellschaft und bringt mehrere Besonderheiten mit sich. Eine davon ist, dass Erträge auf Unternehmensebene nicht besteuert werden. Gewinne des Unternehmens werden erst bei der Ausschüttung an die Aktionäre besteuert. Das hat zum Ziel, dass ein REIT einem Direktinvestment in Immobilien ähnelt. Der Ausschüttung von Gewinnen kann sich kein REIT entziehen, denn diese unterliegen einer Ausschüttungspflicht. Das heißt, dass mindestens 90 % des Gewinns in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden muss.

 

 

Immobilien werden gekauft und wieder geleast

 

IIP tätigt hauptsächliche Transaktionen nach dem Prinzip Sale-Lease-Back. Das heißt, dass Immobilien von Produzenten gekauft und an diese wieder vermietet werden. Die Laufzeit der Mietverträge ist langfristig ausgelegt und liegt zwischen 10 und 20 Jahren. Die Leasingnehmer sind dann verantwortlich für Dinge wie Instandhaltung oder Versicherungen.

 

Bei der Auswahl der Leasingnehmer achtet IIP insbesondere darauf, dass die Unternehmen an ihrem Standort entsprechende Lizenzen erwerben konnten und zudem genügend Kapital haben. Somit werden bereits zu Beginn nur Firmen akzeptiert, die auch gute Zukunftsaussichten haben. Zudem werden an die Mieter bestimmte Bedingungen gestellt: So müssen diese eine jährliche Miete zwischen 10 % und 16 % des gesamten Kaufpreises zahlen. Dabei sind auch jährliche Mietpreisanpassungen von 3 % bis 4,5 % vorgesehen. Je nachdem wie stabil das Unternehmen ist, werden auch bereits bei Vertragsabschluss Kautionen verlangt. Es wird deutlich, dass sich Investitionen von IIP durch die hohen Mieten relativ schnell amortisieren.

 

 

Funktion als Kapitalgeber

 

Auf den ersten Blick scheint unklar, weshalb Cannabis-Unternehmen ihre Immobilien verkaufen und für Mieten in dieser Höhe dann wieder leasen. Dabei gilt zu verstehen, dass IIP durch den Immobilienkauf als ein Kapitalgeber agiert. Insbesondere da sich die Branche auf Wachstumskurs befindet, ist es wichtig genug Geld zum Investieren zu haben. Durch die Einnahmen aus dem Verkauf der Immobilie können Unternehmen weiter investieren und höhere Renditen erzielen. Selbiges gilt auch, wenn die Mieter etwaige Verbesserungen an der Immobilie vornehmen. Hierbei erhalten Unternehmen vereinbarte Rückerstattungen von IIP für ihre Investitionen an der Immobilie. Kompensiert werden die Rückerstattungen dann über den Mietpreis.

 

 

Banken lassen die Finger von Cannabis

 

Nun ist sicherlich fraglich, weshalb Cannabis-Unternehmen nicht auf Banken zurückgreifen, um Kapital zu erhalten. Dazu muss man zunächst einmal wissen, dass Cannabis in jeder Form nach den Bundesgesetzen als illegal eingestuft ist. Jedoch obliegt das Strafrecht den Bundesstaaten, weshalb in vielen Bundesstaaten Cannabis entkriminalisiert wurde. Dennoch sind Banken bei der Cannabis-Branche zurückhaltend. Unter anderem, weil diese befürchten sich durch Geschäfte mit der Cannabis-Industrie der Geldwäsche verdächtig zu machen oder sich in anderer Weise strafbar zu machen. Jedoch zeigt das Beispiel der Fourth Corner Credit Union, dass auch Banken, die mit Cannabis-Unternehmen interagieren wollen, auf große Widerstände treffen. Diese versuchte nämlich 2014 in Colorado aktiv zu werden und Cannabis-Unternehmen ihre Dienstleistungen anzubieten. Als Folge verweigerte die US-Notenbank zunächst den Zugang zu ihrem Zahlungssystem. Mittlerweile hat die Fourth Corner Credit Union jedoch diesen Zugang erhalten und die Erlaubnis Cannabis-Unternehmen zu versorgen, die nicht in direkten Kontakt mit der Blüte kommen. Trotzdem ist zu beachten, dass der Kampf um diesen Erfolg ganze 40 Monate Zeit in Anspruch genommen hat.

 

Neuer Gesetzesenwurf ist auf dem Weg

 

Dass Banken und andere Finanzdienstleister von der Cannabisindustrie ausgeschlossen werden, ist kein dauerhafter Zustand. Spätestens mit der bundesweiten Legalisierung sollte sich dieser Zustand erledigt haben. So wie es aussieht, könnte es jedoch bereits schon früher als gedacht zu einer Änderung kommen. So befindet sich momentan ein Gesetzesvorschlag auf dem Weg, der unter anderem Banken und Finanzdiestleister vor staatlicher Strafverfolgung schützen soll, wenn diese staatlich lizenzierten Cannabis-Unternehmen Finanzdienstleistungen bieten. Bevor ein Vorschlag zu einem Gesetz wird, muss dieser mehrere Instanzen durchlaufen. Vereinfacht dargestellt wird ein Vorschlag beim Senat oder Repräsentantenhaus eingebracht. Die einbringende Person wird dann ein Sponsor. Mitglieder des Repräsentantenhauses oder des Senats können ihre Unterstützung für den Vorschlag anzeigen, indem sie diesen unterzeichnen und Co-Sponsor werden. Der Vorschlag wird dann einem Ausschuss zugeteilt, der diesen Vorschlag berät und gegebenenfalls ändert. Der Vorschlag kann dann an das Plenum (also alle Mitglieder des Repräsentantenhauses bzw. Senats) weitergegeben werden oder eben ausgesetzt werden. Danach erfolgt die Aussprache und Abstimmung. Im Anschluss an die Abstimmung wird der Gesetztesentwurf an die jeweils andere Kammer geleitet, wo ein ähnlicher Ablauf erfolgt. Beide Kammern müssen dem identischen Gesetzesentwurf zustimmen. Sollten Änderungen auftreten, werden diese in einem gemeinsamen Ausschuss angepasst, bis die verabschiedeten Gesetzesentwürfe identisch sind. Danach kann der Präsident entscheiden, ob der Entwurf zu einem Gesetz wird oder nicht.

 

Der sogenannte SAFE Banking Act (H.R. 1595) wurde am 7. März 2019 vorgestellt und im Repräsentantenhaus bereits befürwortet. Hier wurde ein verkürzter Weg eingeleitet, der Änderungen verbietet, aber dafür eine Mehrheit von zwei Dritteln voraussetzt. Der Vorschlag hatte im Haus 206 Co-Founders, was 47,4 % entspricht. Bei der Abstimmung stimmten 321 für und 103 gegen den Gesetzesentwurf. Parallel wurde am 11. April 2019 im Senat ein "companion bill" - also Partnergesetzentwurf - vorgestellt. Das hat zur Folge, dass in beiden Kammern das Gesetz gleichzeitig beraten wird und die Gesetzgebung somit schneller abgeschlossen werden kann. Im Senat wird eine einfache Mehrheit benötigt. Momentan hat der Gesetzesentwurf im Senat  bereits 33 von 100 Co-Founder. Dennoch stellt der Senat ein Hindernis für den Entwurf dar, weil 53 der 100 Mitglieder im Senat Republikaner sind. Im Repräsentantenhaus stimmten 91 Republikaner für und 102 gegen den Entwurf. Damit wird deutlich, dass Republikaner gegenüber Cannabis und allem, was dazu gehört, eher kritisch eingestellt sind. Es gab bereits in der Vergangenheitmehrere ähnliche Gesetzesentwürfe wie beispielsweise den Marijuana Businesses Access to Banking Act of 2015 (H.R. 2076). Dieser wurde jedoch ausgesetzt und kam nicht zur Geltung. Dass es diesmal genauso kommt, ist wesentlich unwahrscheinlicherjedoch bei Weitem nicht unrealistisch. Hier lässt sich schwer prognostizieren, ob der Senat dem Gesetzesentwurf zustimmen wird und ob Donald Trump diesen dann auch unterzeichnen wird.

3. Management

Alan D. Gold
Alan D. Gold

Ein wichtiger Kopf des Unternehmens ist Alan D. Gold, Mitbegründer und Executive Chairman von IIP. Er studierte an der San Diego State University Business Administration und machte dort seinen MBA. Seit über 30 Jahren hat er Erfahrung in zahlreichen Immobilienunternehmen gesammelt und gründete unter anderem 1994 Alexandria Real Estate Equities (NYSE: ARE), wobei es sich auch um einen REIT handelt. Er hält momentan 3,4 % der Aktien an IIP.

 

Bisher lässt sich die Arbeit des Managements nicht ausreichend beurteilen, da die Geschichte des Unternehmens einfach zu kurz ist. Die Strategie des Unternehmens wurde bereits im Geschäftsmodell erläutert, wobei deutlich wird, dass das Management eine defensive Strategie nutzt. Auch bei der Finanzierung wird auf eine geringe Verschuldung geachtet. Dazu jedoch mehr bei den Unternehmenskennzahlen. Hier kann noch erwähnt werden, dass Mitarbeiter regelmäßig Aktienpakete als Prämie erhalten.

4. Branchenanalyse

 

Vielseitige Verwendung in der Medizin

 

Die Wirkung von Hanfpflanzen auf den menschlichen Körper werden durch sogenannte Cannabinoide verursacht. Der Mensch verfügt über verschiedene Cannabinoid-Rezeptoren im Körper, die es ermöglichen, dass Cannabis seine Wirkung entfalten kann. Das wohl bekannteste Cannabinoid ist Delta-9-Tetrahydrogencannabinol (THC), doch Forscher konnten in Cannabis-Pflanzen über 100 Cannabinoide feststellen. Diese können unterschiedlichste Wirkungen entfalten und somit auch bei verschiedenen Krankheiten helfen. Insbesondere Krankheiten, die mit dem Immunsystem oder zentralen Nervensystem zusammenhängen, können durch Cannabis therapiert werden. Gleichzeitig ist jedoch davon auszugehen, dass durch Forschung immer mehr Möglichkeiten gefunden werden, um Cannabis für Heilungszwecke einzusetzen.

 

Bereits THC und CBD bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, um bei der Therapie von Krankheiten zu unterstützen. Quelle: Ackrell Capital
Bereits THC und CBD bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, um bei der Therapie von Krankheiten zu unterstützen. Quelle: Ackrell Capital

 

Cannabis hat enormes Marktpotenzial

 

Bereits 2017 umfasste der gesamte legale Markt für Cannabis geschätzte 8 Milliarden USD. Laut einem Bericht von Arcview wird bereits 2024 mit einer Steigerung auf 30 Milliarden USD gerechnet. Dabei geht Arcview davon aus, dass spätestens 2024 alle US-Bundesstaaten Cannabis mindestens für medizinische Zwecke legalisiert haben.

 

Schätzungen von Ackrell Capital dagegen gehen mit über 50 Milliarden USD geschätztem Marktvolumen sogar noch höher. Diese nehmen hingegen nur an, dass 2024 bundesweit Medikamente mit CBD als legal erklärt werden.

 

Cannabis hat enormes Marktpotenzial. Dennoch wird deutlich, dass die Politik einen großen Einfluss auf das Wachstum hat. Quelle: Ackrell Capital
Cannabis hat enormes Marktpotenzial. Dennoch wird deutlich, dass die Politik einen großen Einfluss auf das Wachstum hat. Quelle: Ackrell Capital

 

Eine ältere und defensivere Schätzung geht aus dem "The Cannabis Industry Annual Report" von New Frontier Data hervor. Diese prognostizieren bis 2024 einen Markt von rund 22,9 Milliarden USD. Das geschätzte Marktpotenzial von medizinischem Marihuana-Konsum liegt bei 12,3 Milliarden USD. Die jährliche Wachstumsrate von 16% scheint dabei noch konservativ, wenn man bedenkt, dass noch nicht einmal die Hälfte aller US-Staaten den Freizeitgebrauch von Cannabis legalisiert oder entkriminalisiert hat. Betonen sollte man dabei, dass nur von der USA die Rede ist und Export in andere Länder keine Rolle spielt.

 

Quelle: Frontier Financial Group
Quelle: Frontier Financial Group

 

Deutlich wird bei allen Schätzungen, dass die Branche noch am Anfang steht und man von einem starken Wachstumspotenzial ausgehen kann. Abhängig wird das Wachstum insbesondere davon sein, ob und wann Cannabis legalisiert wird. Je eher Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt wird, desto schneller kann der Markt auch wachsen. Für Cannabis-Unternehmen könnte dann auch weiteres Umsatzpotenzial durch das Exportgeschäft in andere Länder entstehen. Von dem daraus wachsenden Bedarf an Gewächshäusern und anderen Immobilien kann wiederum IIP profitieren.

 

5. Immobilienportfolio

 

Das Portfolio von IIP umfasst zum Zeitpunkt der Analyse 31 verschiedene Immobilien, welche allesamt vermietet sind mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von 15,9 Jahren. Dabei handelt es sich momentan um Industriegebäude oder Gewächshäuser von Cannabis-Produzenten. In Zukuften könnten jedoch auch Apotheken oder Einzelhandelsgeschäfte in das Portfolio aufgenommen werden. Alle Immobilien zusammen ergeben eine Fläche von über 200 000 m². Laut eigener Aussage liegt die Rendite auf das in die Immobilien investierte Kapital bei ungefähr 14,5 %. Für die Immobilien wurden mitsamt Tranksaktionskosten 293,1 Mio USD investiert und zusätzliche 103,4 Mio USD wurden an die Mieter rückerstattet für Verbesserungen an den Immobilien. Es lässt sich der Trend beobachten, dass die Rendite immer weiter sinkt und dafür die durchschnittliche Restlaufzeit weiter steigt. Zum Vergleich: Ende 2017 lag die Rendite auf das investierte Kapital noch 15,8 % und die durchschnittliche verbleibende Laufzeit der Verträge bei 14,7 Jahren. Damit wird im Prinzip Rendite gegen Sicherheit eingetauscht. Beim Geschäftsmodell habe ich bereits die Konkurrenzsituation dargestellt. Sollte sich dese jedoch ändern, ist es umso besser, dass die rentablen Mietverträge noch länger laufen. Aus dieser Sicht ist das Vorgehen durchaus als sinnvoll zu betrachten.

 

Die geplante Nutzungsdauer der Immobilien liegt bei 35 Jahren. Das heißt, dass die Immobilien nach 35 Jahren abgeschrieben sind und in der Theorie keinen Wert mehr haben. Damit verlieren Immobilien jährlich 2,85 % an Wert. Praktisch sorgen Instandhaltungen und Inflation vermutlich dafür, dass der Wertverlust wesentlich langsamer voranschreiten sollte, wenn die Immobilien überhaupt an Wert verlieren. Problematisch könnte aber werden, dass die Immobilien in hohem Maß spezialisiert sind. Das offensichtlich riskante dabei ist, dass potenzielle Mieter aller Wahrscheinlichkeit nach nur aus der Cannabis-Branche stammen, was die Nachfrage limitiert. Wenn die Nachfrage nachlässt, fällt enstprechend auch der Wert oder es fallen Kosten an, um Immobilien zu restrukturieren. Die Konzentration auf die Branche für medizinisches Cannabis ist sehr rentabel, birgt aber auch entsprechende Risiken.

Immobilienportfolio von Innovative Industrial Properties auf Google Maps

6. Unternehmenskennzahlen

Finanzielle gut aufgestellt

 

Ende 2018 konnte IIP noch eine Eigenkapitalquote in Höhe von 88,92% vorweisen. Am 21. Februar 2019 wurden jedoch privat über die Tochterfirma IIP Operating Partnership Umtauschanleihen ausgegeben mit einem Gesamtwert von 143,75 Mio USD. Die Anleihen haben einen Zinssatz von 3,75% und laufen bis zum 21. Februar 2024. Das besondere an den Umtauschanleihen ist, dass diese jederzeit gegen Geld, Aktien oder beides umgetauscht werden. Pro 1000 USD Anleihenwert können Gläuber 14,37298 Aktien erhalten, was umgerechnet einem Kurs von 68,575 USD entspricht. Laut eigenen Angaben ist IIP nach Abschluss des zweiten Quartals im Jahr 2019 in der Lage die Anleihen jederzeit zurückzukaufen. Es besteht zumindest die Möglichkeit, dass Gläubiger die Auszahlung in Form von Aktien präferieren, da diese im Kurs gestiegen sind. Ob dies tatsächlich der Fall sein wird, kann ich leider nicht abschätzen. Sollte es aber so kommen, wäre es vorteilhaft, dass wieder eine sehr hohe Eigenkapitalquote erreicht wird. Jedoch ist die daraus resultierende Verwässerung nachteilig für die Aktionäre. Dieser Aspekt wird jedoch noch später besprochen.

 

Betrachtet man die Nettofinanzverbindlichkeiten fällt auf, dass es quasi keine gibt. Mit anderen Worten: IIP ist netto schuldenfrei. Dementsprechend gut fallen auch Kennzahlen wie das Gearing aus. Das Gearing beschreibt die tatsächliche Verschuldung und errechnet sich aus Nettofinanzverbindlichkeiten / Eigenkapital. Werte unter 20 % werden als ideal angesehen. IIP erreicht tatsächlich -20,82 % (sic!). Ich erspare mir an dieser Stelle auf weitere Kennzahlen einzugehen, da diese ähnlich positiv ausfallen.

Verwässerung zu Lasten der Aktionäre

 

Die geringe Verschuldung hat auch eine Kehrseite, denn Eigenkapital wird durch Aktionäre bereitgestellt. Um nun mehr Eigenkapital zu erhalten, werden mehr Aktien ausgegeben. Das hat zur Folge, dass eine Aktie einen geringeren Anteil am Unternehmen darstellt als vorher. Sichtbar wird das bei der Betrachtung des Kursverlaufes. Am 11. Juli 2019 gab IIP bekannt, dass 1.250.000 neue Aktien ausgegeben werden. Entsprechend drastisch ging der Kurs am nächsten Tag nach unten. Dazu sei gesagt: In der Immobilienbranche sind Erhöhungen von Eigenkapital nichts ungewöhnliches und werden genutzt, um neue Immobilien zu erwerben.

JavaScript chart by amCharts 3.21.13 0.002 0.003 0.004 0.005 0.006 0.007 0.008 0.009 0.010 Quarterly Shares Outstanding

Anzahl der ausstehenden Aktien in Milliarden Stück. Links beginnend mit dem 2. Quartal 2017.

Übernommen von www.macrotrends.net

Eine Relation zur Verwässerung erhält man, wenn man den Zeitraum zwischen dem 4. Quartal 2017 und 2. Quartal 2019 betrachtet. Die Anzahl der ausstehenden Aktien ist um 18,69 % pro Quartal gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg die vermietbare Fläche von IIP jedoch auch um 18,40 %. Daraus zeigt sich folgender Rückschluss: Durch Kapitalerhöhungen gehört den Aktionären weniger vom Unternehmen, dafür ist das Unternehmen aber wertvoller. Dazu kommt, dass neu erworbene Fläche wieder hohe Renditen abwerfen kann. Somit entsteht sogar eine Art Hebelwirkung für die Aktionäre. Unter diesen Bedingungen ist die Verwässerung langfristig unbedenklich, auch wenn kurzfristige Kursverluste immer wieder auftreten können und werden.

 Wenig Schulden, wenig Eigenkapitalrendite

 

Ein finanzieller Hebel im eigentlichen Sinne entsteht durch Aufnahme von Fremdkapital. Deutlich wird das bei der Kennzahl der Eigenkapitalrendite (ROE). Diese ergibt sich aus dem Jahresüberschuss geteilt durch das durchschnittliche Eigenkapital des Geschäftsjahres. Fremdkapitalaufnahme ermöglicht es Unternehmen den Jahresüberschuss zu steigern, hat jedoch per Definition keinen Einfluss auf das Eigenkapital. Ein höherer Gewinn bei gleichem Eigenkapital ergibt dann eine höhere Eigenkapitalrendite für die Aktionäre. Im Falle von IIP liegt diese bei Betrachtung der letzten 12 Monate bei 5,53 %. Zum Vergleich: Der Schnitt für den Gesamtmarkt im Jahr 2018 lag bei ungefähr 13 %. Für Aktionäre ist die Eigenkapitalrendite eine wichtige Kennzahl, denn sie gibt die Verzinsung ihres eingebrachten Kapitals an. Dennoch sollte hier nicht vernachlässig werden, dass Sicherheit ihren Preis hat. Dass IIP schuldenfrei ist, steigert im wesentlichen die finanzielle Stabilität, was in einer riskanten Branche nicht schaden kann. Meine Ansicht ist, dass dieses Vorgehen für Aktionäre einen höheren Mehrwert bietet als eine hohe Eigenkapitalrendite. Hier sollte sich jedoch jeder eine eigene Meinung bilden.

 

Außergewöhnlich hohe Margen

 

Hohe operative Margen von über 25 % sind nichts ungewöhnliches bei REITs. Dennoch kann IIP hier überzeugen und Margen von über 40 % erreichen. Hohe Margen sind oft ein Indikator für eine starke Marktposition. Damit bestätigt sich die Annahme, dass IIP wenig Konkurrenz hat und aus diesem Grund so hohe Mieten durchsetzt. In diesem Fall sollte die Kennzahl jedoch nicht überbewertet werden, da IIP es schafft die meisten Kosten an die Mieter weiterzugeben. Steuern, Instandhaltung, Versicherungen und Reparaturen fallen somit nicht in der Bilanz von IIP an. Die operativen Kosten von IIP entstehen dann durch Personal, Rechtsschutz oder andere Kosten in Bezug auf die Unternehmensführung. Daneben fallen noch Kosten für Abschreibungen an, welche 2018 ungefähr 30% der Gesamtkosten ausgemacht haben. Die gute Kostenstruktur ermöglicht IIP dementsprechend überdurchschnittlich gute Margen.

   Berechnung  2017  2018 Q2 2019
 Umsatzrendite  Jahresüberschuss / Umsatz  - 1,14 %  47,24  %  41,20 %
 Operative Marge  EBIT / Umsatz  - 1,75 %  36,10 %  45,10 %
 FFO / Umsatz  FFO / Umsatz  8,25 %  55,87 %  60,66 %
 AFFO / Umsatz  AFFO / Umsatz  37,32 %  65,75 %  71,63 %

Hier sind die verschiedenen Margen bei jeweiliger Betrachtung der letzten 12 Monate dargestellt. FFO und AFFO sind Non-GAAP Kennzahlen zur Beurteilung vom operativen Geschäft bei Immobilienunternehmen. Der Vergleich von FFO und AFFO mit dem Umsatz dient dabei nur als eine Bestätigung, entspricht jedoch keiner gängigen Kennzahl und sollte dementsprechend auch nicht so behandelt werden.

Rasantes Wachstum

 

In der Immobilienbranche ist die Kennzahlen FFO (Funds From Operations)  gängig, um die operative Geschäftsentwicklung zu beurteilen. Sie bereinigt das Ergebnis um Abschreibungen, Steuern, Immobilienverkäufe und Buchgewinne bzw. Buchverluste. Als REIT ist IIP jedoch steuerbegünstigt und Immobilienverkäufe sind momentan im Geschäftsmodell nicht vorgesehen. Dementsprechend findet hier im Wesentlichen nur eine Bereinigung um die Abschreibungen statt.

 

Neben dem FFO gibt es auch die AFFO (Adjusted Funds From Operations). Diese haben zum Ziel anzugeben, welcher Teil der FFO für Dividendenzahlungen übrig bleiben. IIP hat sich zum Ziel gesetzt 75 bis 85 % der AFFO an die Aktionäre auszuschütten, weshalb man dieser Kennzahl durchaus Beachtung schenken sollte. Um die AFFO zu erhalten werden unter anderem Investitionsausgaben, sogenannte CAPEX, vom FFO abgezogen. Hier fällt wieder auf: Es fallen für IIP keine Investitionsausgaben zur Instandhaltung an, da diese Kosten von den Mieter übernommen werden. Im Normalfall sind die AFFO durch die Korrektur geringer als die FFO. Bei IIP sind diese sogar höher, was mit der Vergütung der Mitarbeiter in Form von Aktien zusammenhängt. Hier werden zuvor eingeplante Kosten hinzugerechnet, die nicht realisiert wurden.

Die AFFO sind seit dem zweiten Quartal 2017 mit einer Wachstumsrate von 36,86 % pro Quartal gestiegen. Ähnlich sieht es bei den FFO aus. Hier kann die Wachstumsrate aber erst seit dem dritten Quartal 2017 bestimmt werden, da die FFO vorher negativ waren. Die Wachstumsrate beträgt für die FFO 36,86 % pro Quartal. Im zweiten Quartal von 2019 zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Im Vergleich zum vorherigen Quartal wuchsen die AFFO um 9,52 % und die FFO um nur 3,72 %. Die Hauptursache für das belastete Wachstum sind hier Zinsaufwendungen, die durch die Ausgabe der Umtauschanleihen verursacht wurde. Diese wurden erst am 21. Februar ausgegeben. Damit wurde nur ein voller Monat des Quartals durch Zinsaufwendungen belastet. Im zweiten Quartal hingegen wurden alle drei Monate belastet. Von den insgesamt angefallenen Zinsaufwendungen im ersten Halbjahr fielen 70 % im zweiten Quartal an. Bereinigt um die Zinszahlungen wären die AFFO um 44,14 % im Vergleich zum vorherigen Quartal gestiegen. Weitere Kosten sind zu befürchten, da IIP ab nächstem Jahr nicht mehr als aufstrebendes Wachstumsunternehmen gelten könnte. Dieser Status hat zur Folge, dass Unternehmen nur erleichterte Regularien einhalten müssen. Mit Verlust von diesem Status werden höhere Personalkosten fällig, die die Ergebnisse belasten können.

 

 

Belastung durch Konkurrenzkampf

 

Die wohl größte Gefahr für die Belastung des zukünftigen Wachstums ist die Einführung eines neuen Gesetzes wie dem SAFE Banking Act. Da IIP als Kapitalgeber agiert, werden Banken und Finanzdienstleister zu neuen Konkurrenten, sobald diese den Markt betreten können. Das sollte dann zur Folge haben, dass die Rendite auf das eingesetzte deutlich sinken wird. Das kommt dadurch zustande, dass Cannabis-Unternehmen günstigere Angebote durch Finanzdienstleister erhalten als momentan bei IIP. Dementsprechend wird es entweder wenig Unternehmen geben, die mit IIP zusammenarbeiten wollen oder IIP kann nicht mehr so hohe Bedingungen stellen, was die Mieten angeht. Zusätzlich können Preise für Immobilien steigen, da andere Käufer bereit sind mehr zu zahlen. Außerdem könnten andere Anbieter aufgrund von Größenvorteilen möglicherweise höhere Risiken eingehen, während IIP aufgrund des kleinen Portfolios eine vorsichtige Auswahl trifft. Durch die langfristig laufenden Mietverträge sollten die Gesamtrendite immerhin nur langsam absinken, wenn neue Käufe deutlich geringere Renditen erwirtschaften. Ich vermute, dass sich der Portfoliobestand bis zum Auslaufen der alten Mietverträge so erhöht hat, dass die alten Mietverträge nur einen geringen Anteil am Portfolio ausmachen. Damit sollte es nicht zu einem ruckartigen Rückgang der Renditen kommen, sondern schrittweise sinkend.

 

Was heißt das nun aber für das zukünftige Wachstum? Wenn IIP bei Abschluss neuer Mietverträge relativ gesehen weniger Rendite erwirtschaftet, dann bleibt auch weniger Geld für neue Investitionen. Daraus folgt, dass entweder weniger neue Immobilien erworben werden oder mehr Geld durch Kapitalerhöhungen bereitgestellt wird. In beiden Fällen wird das Wachstum belastet und für die Aktionäre bleibt weniger übrig. Es ist schwer zu prognostizieren, in welchem Maß die Rendite auf das eingesetzte Kapital nachlassen wird, da es keine vergleichbaren Ereignisse gab. Auch ein Vergleich mit einer Peergroup stellt sich als schwierig dar, da das Geschäftsmodell von IIP einzigartig ist. Ich gehe davon aus, dass sich die Rendite zukünftiger Investments im schlimmsten Fall dritteln wird, also dann bei ungefähr 5 % liegt. Im Bereich der industriell genutzten Immobilien gibt es jedoch Unternehmen, die auch deutlich höhere Renditen erwirtschaften. Hier bleibt abzuwarten, wie sich der Markt entwickeln wird und wie sich Mietverträge von IIP gestalten werden, nachdem Banken der Weg zur Cannabis-Branche freigeräumt wurde.

7. Risiken

Hohe Volatilität und plötzliche Kursverluste

 

Die Kurse von IIP schwanken stark und können an einem Tag auch Bewegungen im zweistelligen Prozentbereich erreichen. Gründe dafür können verschieden sein: Als beispielsweise am 11. Juli 2019 nachbörslich bekanntgegeben wurde, dass 1,25 Mio neue Aktie ausgegeben werden, stand der Kurs noch bei 137,62 USD. Am darauffolgenden Tag schloss der Kurs bei 126,08 USD, was einem Verlust von über neun Prozent an einem Tag entspricht. Dieses Ereignis löste einen Abwärtstrend aus, der sich immer weiter beschleunigte. Seit ihrem Rekordhoch hat die Aktie zwischenzeitlich bis zu 41 % verloren. Innerhalb dieses Abwärtstrends kam es immer wieder zu rapiden Verkäufen und Kursverlusten, für die sich zum Teil auf den ersten Blick keine Auslöser finden lassen. Das kann beispielsweise mit neuen Gesetzesentwürfen wie dem SAFE Banking Act zusammenhängen. Diese betreffen IIP nur indirekt, weshalb Nachrichtenportal diese auch nicht auf dem Schirm haben. Als Anleger kann man derartige Ereignisse im Auge behalten, indem man die Risk Factors innerhalb der Quartalsberichte studiert. Kursverluste sind also im Regelfall begründet, aber die Gründe lassen sich in mehreren Fällen nur schwer finden. Hier ist auch weiter mit volatilen Kursen zu rechnen, sei es durch Kapitalerhöhungen, Gesetze, die Branche oder andere Auslöser.

Antizyklischer Einstieg

 

Für Einstiege in der nächsten Zeit sollte man sich eine Tatsache bewusst machen: Man handelt gegen den Markt. Der Kurs bewegt sich momentan in einem konstanten Abwärtstrend, somit sind Käufe antizyklisch. Gegen Trend zu handeln birgt die höchsten Chancen, wenn man richtig liegt. Nur sollte man auch entsprechend vorsichtig sein und sich zuerst mit den Risiken beschäftigen. Bei Betrachtung des Kursverlaufes wird deutlich, dass die 200-Tage-Linie bereits einmal getestet wurde. In Folge ist der Kurs an dieser abgeprallt. In der nächsten Zeit könnte diese erneut berührt werden. Sollte es zu einer Unterschreitung kommen, kann der Kurs aus charttechnischer Sicht noch deutlich weiter fallen. Positiv zu werten wäre es, wenn der Kurs sich aus dem Trendkanal befreien kann und die Zone zwischen 96 und 101 USD hinter sich lässt. Diese Erkenntnis sollte jedoch nur als nebensächlich gewertet werden, da der Fokus auf der fundamentalen Bewertung liegt.

Zur Vergrößerung anklicken. Eine Kerze entspricht einem Tag. Grün: 21-Tage-Linie; Grau: 50-Tage-Linie; Blau: 200-Tage-Linie; Schwarz: Fibonacci-Retracements.
Zur Vergrößerung anklicken. Eine Kerze entspricht einem Tag. Grün: 21-Tage-Linie; Grau: 50-Tage-Linie; Blau: 200-Tage-Linie; Schwarz: Fibonacci-Retracements.

 

Das Portfolio ist noch sehr klein

 

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass das Portfolio mit 31 Immobilien noch vergleichsweise klein ist. So haben mögliche Probleme bei einer Immobilie wie Leerstand, Zahlungsausfälle oder Werteverfall einen großen Einfluss auf das gesamte Unternehmen, obwohl es sich nur um eine Immobilie handelt. Immerhin beugt IIP hier größeren Risiken vor, indem keine Immobilie mehr als 25 % und kein einzelner Mieter mehr als 30 % der Bilanzsumme ausmachen sollen.

 

Gerade da es sich um eine junge Branche handelt, kann es vorkommen, dass die Mieter noch nicht am Markt etabliert sind und bei Problemen zahlungsunfähig werden. Das Problem der unter Umständen schweren Vermietbarkeit der in hohem Maße spezialisierten Immobilien kommt hier sogar noch oben drauf.

Staatliche Eingriffe

 

Solange Cannabis auf Bundesebene illegal ist, bestehen sowohl für IIP, als auch die Mieter der Immobilien rechtliche Risiken. Gesetzgebungen befinden sich im Wandel, was positive, aber auch negative Konsequenzen haben kann. Wenn es zu für die Cannabis-Industrie nachteiligen, staatlichen Eingriffe kommt, kann IIP sich möglicherweise in keiner Form wehren. Da die Immobilien für Cannabis-Produzenten ausgelegt sind, könnten diese nicht mehr in ihrer Form vermietet werden. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios ist gering, sollte aber dennoch beachtet werden.

8. Bewertung

Kurs-Gewinn-Verhältnis

 

Zur Bewertung einer Aktie wird oftmals das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) verwendet. In der Immobilienbranche ist das KGV grundsätzlich nicht geeignet, um eine angemessene Beurteilung herzuleiten. Immobilienunternehmen können beispielsweise durch Immobilienverkäufe stark schwankende Gewinne erzielen. IIP verdient jedoch hauptsächlich durch Mieteinnahmen und verkauft keine Immobilien, wodurch eine bessere Planbarkeit gegeben ist. Betrachtet man aber nun das KGV von IIP, so stellt man schnell fest, dass dieses bezogen auf Gewinne der letzten 12 Monate teilweise im dreistelligen Bereich liegt.

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Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der vergangen 12 Monate. Links beginnend mit dem 3. Quartal 2017. Für bessere Ansicht auf den Link klicken.

Übernommen von www.macrotrends.net

Nun ist es aber so, dass die Börse stets die Zukunft und nicht die Vergangenheit handelt. Analysten schätzen einen Gewinn von 18,84 Mio USD für 2019. Gemessen am Kurs von 95,21 USD ergibt das ein KGV von 57. Betrachtet man das KGV isoliert, so ist diese Bewertung definitv als teuer einzustufen. Es handelt sich jedoch um ein Unternehmen in einer Phase mit starkem Wachstum und hohes Wachstum geht mit einem hohen KGV einher. Hier lässt sich jedoch schwer bestimmen, welches KGV angemessen ist, darum werfe ich einen Blick auf weiter Bewertungsmöglichkeiten.

FFO und AFFO im Vergleich zum Kurs

 

Seit dem vierten Quartal von 2017 habe ich für jedes Quartal das wandernde (Betrachtung der letzten 12 Monate) Kurs-FFO- und Kurs-AFFO-Verhältnis untersucht. Für das Kurs-FFO-Verhältnis ergibt sich hier ein Durchschnittswert von 78. Das Ergebnis wird jedoch durch einen Aureißer nach oben verzerrt. Bereinigt man den Durchschnittswert um das Quartal mit einem Kurs-FFO-Verhältnis 215,4, erhält man einen Durchschnittswert von 55. Beim Kurs-AFFO-Verhältnis beträgt der Durchschnittswert 44.

 

So viel zu der Vergangenheit. Geht man davon aus, das Kurs-AFFO-Verhältnis weiterhin um die 44 schwankt, kann man anhand des Kurses berechnen, dass die Börse wandernde AFFO von 2,16 USD pro Aktie für das dritte Quartal 2019 erwartet. Für das zweite Quartal lag der Wert noch bei 1,93 USD. Damit entspricht der erwartete Wert einem Anstieg von 12 %. In der Vergangenheit konnte ein Wachstum von ungefähr 20 % pro Quartal erzielt werden. Aus dieser Sichtweise ist die Aktie unterbewertet. Nachteilig ist, dass angenommen werden muss, dass das Wachstum und das Kurs-AFFO-Verhältnis konstant bleiben. Insofern reicht diese Rechnung nicht aus, um eine Bewertung vorzunehmen. Aufgrund der Tatsache, dass mittlerweile 9 weitere Immobilien im Portfolio sind, ist jedoch wahrscheinlich, dass das Wachstum weiterhin über 12 % liegt.

Potenzial für hohe persönliche Dividendenrendite

 

Eine Möglichkeit zur Bewertung einer Aktie ist die Dividendenrendite. IIP schüttet quartalsweise aus und 2018 wurden insgesamt 1,20 USD pro Aktie ausgezahlt. Für 2019 gehen Analysten von Ausschüttungen in Höhe von 2,30 USD aus. Mit der dritten Dividendenzahlung in diesem Jahr sind es bereits 1,83 USD, weshalb 2,30 USD für das Gesamtjahr als sehr realistisch, wenn nicht sogar zu gering erscheinen. Belässt man es bei den Schätzungen der Analysten, ergibt sich eine Dividendenrendite von 2,42 %, was bereits attraktiv erscheint. Das spannende hierbei ist, dass für 2021 eine Dividende in Höhe von 4,60 USD geschätzt wird, was einer glatten Verdopplung in zwei Jahren entspricht.

 

IIP wächst momentan schnell und die Branche bietet noch viel weiteres Potenzial, wie bereits aufgezeigt wurde. Wenn man als Investor davon ausgeht, dass IIP auch weiterhin wachsen wird, dann bietet sich hier eine gute Chance auf sehr hohe persönliche Dividendenrenditen in kurzer Zeit. Als REIT unterliegt IIP der Ausschüttungspflicht und setzt sich als Ziel eine Payout-Ratio von 75 bis 85 % der AFFO. Wenn das Unternehmen also wächst, steigen die Gewinne und damit auch die Dividende. Um das Potenzial zu verdeutlichen: Angenommen die Dividende für 2020 beträgt 3,30 USD und stagniert ab 2021 bei 4,60 USD pro Jahr. Daraus würde sich ergeben, dass nach ungefähr 20 Jahren eine Verdopplung des eingesetzten Kapitals nur durch Dividenden stattgefunden hat.

 

Auch wenn die Chancen auf starkes Dividendenwachstum verlockend klingen, sollte man auch nüchtern betrachten, dass keine Dividendenzahlung sicher ist. Das gilt besonders dann, wenn sich der Konkurrenzkampf verschärft. Ich persönlich halte die möglichen zukünftigen Ausschüttungen für sehr attraktiv, jedoch nicht für ausschlaggebend bei der Bewertung. Denn die Bewertung einer Aktie aus einer riskanten Branche auf die Dividenden abzustellen, ist aus meiner Sicht nicht zielführend. Insbesondere wenn man betrachtet, dass das zukünftige Wachstum von der Gesetzgebung abhängig ist und damit auch das Dividendenwachstum.

Bewertung anhand des Risikos

 

Um eine ungefähre Indikation für den Wert einer Aktie zu erhalten, habe ich eine simple Rechnung aufgestellt. Zum Zeitpunkt es zweiten Quartals 2019 betrugen die vertraglich feststehenden Mindestmieteinnahmen für die letzten 6 Monate des Jahres 2019 und alle folgenden Jahre 831,179 Mio USD. Zusätzlich hat IIP mit dem Erwerb der 31. Immobilie insgesamt 293,1 Mio USD investiert und an die Mieter 103,4 Mio USD für Rückerstattungen bezahlt. Geht man davon aus, dass das investierte Kapital ungefähr dem Wert der Immobilien entspricht, ergibt das bei 11,3 Mio ausstehenden Aktien einen Wert von 35 USD pro Aktie. Das heißt, dass man mit dem Kauf einer Aktie einen Teil des Immobilienportfolios im Wert von 35 USD besitzt. Der gleiche Vorgang angewandt für die ausstehenden Mieteinnahmen ergibt einen Wert von 73,56 USD pro Aktie. Hier müssen jedoch zwei Dinge beachtet werden: Mieteinnahmen, die in der Zukunft liegen, sollten abgezinst werden und seit dem zweiten Quartal sind 9 Immobilien dazu gekommen, die die ausstehenden Mieteinnahmen erhöhen.

 

Im Quartalsbericht ist die Höhe Mietzahlungen bis zum Jahr 2023 jährlich aufgeführt, ab 2024 wurden alle folgenden Mieteinzahlungen zusammengefasst. Da die durchschnittliche Restlaufzeit 15,9 Jahre beträgt, gehe ich davon aus, dass die ab 2024 anfallenden Mietzahlungen bis ins Jahr 2035 reichen, also auf 12 Jahre verteilt werden. Dementsprechend ergibt das zwischen 2024 und 2035 jährlich ungefähr 52,5 Mio USD an Mietzahlungen. Nun kann man die jährlich anfallenden Mietzahlungen abzinsen. Ich habe hierfür den Zinssatz mit 10 % vergleichsweise hoch angesetzt. Das liegt daran, dass ich eine Rendite über dem MSCI World erreichen möchte. Wenn ich nun alle ausstehenden Zinszahlungen auf den heutigen Tag abzinse, ergibt das einen Wert von 31,36 USD pro Aktie. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass die Berechnung im besten Fall nur grob ist und damit nur als Indikation dient.

 

Fasst man nun also zusammen: Der Wert der ausstehenden, vertraglich festgelegten Mietzahlungen beträgt auf den heutigen Tag abgezinst 31,36 USD pro Aktie und pro Aktie erhält man Immobilien im Wert von 35 USD. Addiert ergibt das einen Wert von 66,36 USD pro Aktie. Wie ist das nun einzuordnen? Die Rechnung ist grob und daneben fehlen bei den Mieteinnahmen die Immobilien, die nach dem zweiten Quartal erworben wurden. Zudem wird nicht beachtet, dass Immobilien mit der Zeit an Wert gewinnen, aber auch verlieren können. Auf der anderen Seite bedeutet weitere Verwässerung, dass der Anteil einer Aktie an den Mieteinnahmen und an den Immobilien sinkt. Obwohl hierzu auch festgehalten werden muss, dass mit der Verwässerung Geld für neue Investitionen erlangt wird. Zudem vereinfacht diese Rechnung die Tatsache, dass von den Mieteinnahmen auch Kosten, Fremdkapitalzinsen und andere Aufwendungen abgehen. Damit werden Umstände nicht beachtet, die den Wert pro Aktie erhöhen, aber auch Umstände, die den Wert senken. Ich halte daher für mich persönlich als Entschluss fest, dass eine Aktie mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wert von 70 USD nicht unterschreiten wird. Bei dem für die Analyse maßgeblichen Kurs von 95,21 USD entspricht das einem Maximalverlust von 26,5 %. Damit besteht noch immer ein hohes Riskio und zudem kann unter Umständen durch nicht einkalkulierbare Ereignisse ein noch viel tieferer Kurs erreicht werden. Da bei dem Wert pro Aktie jedoch jegliche Wachstumsaussichten nicht eingepreist sind und der Zinssatz hoch angesetzt wurde, halte ich diesen Wert für konservativ geschätzt mit ausreichend Sicherheitsmarge.

9. Fazit

In der Bewertung habe ich aufgezeigt, wie viel eine Aktie meiner Meinung nach mindestens kosten sollte. Dem gegenüber stehen die Zukunftsaussichten der Branche, von denen IIP profitiert. Die Renditen werden vermutlich sinken, sobald Banken und Finanzdienstleister zur Konkurrenz werden, was aber nicht heißt, dass IIP an dieser Stelle nicht mehr wachsen wird. Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit bis sich die Gesetzeslage zugunsten der Banken ändert. Aus Sicht von IIP: Je später, desto besser. Ich halte es für ratsam abzuwarten, wie sich der SAFE Banking Act entwickelt. Sollte diesem zugestimmt werden, sind hohe Kursverluste sehr wahrscheinlich. In diesem Fall bietet die Orientierung am errechneten Mindestwert eine Möglichkeit gute Einstiege zu finden. Für den Fall, dass der Gesetzesentwurf im Senat oder am Präsidenten scheitert, bietet IIP weiterhin eine sehr gute Möglichkeit überproportional vom Wachstum der Cannabisbranche zu profitieren. Im Moment halte ich es für schwer ein Fazit zu ziehen. Die Mehrheit der Analysten bewertet IIP als Kauf. Ich tue mich schwer diese Einschätzung bei den momentanen Umständen nachzuvollziehen. Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich die Aktie halten werde. Das stellt jedoch keine Empfehlung dar. Insbesondere bei riskanten und spekulativen Aktien wie IIP ist es wichtig, dass Anleger sich umfassend informieren und ein eigenes Bild machen.

10. Quellen

Die Analyse stellt keine  Anlageberatung dar und ist auch keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren im Sinne von § 85 WpHG.  Es gilt der Haftungsausschluss.

 

Offenlegung möglicher Interessenkonflikten

 

Der Ersteller der Analyse steht in keiner vertraglichen Beziehung zu dem analysierten Unternehmen und ist auch nicht anderweitig für das Unternehmen tätig.
Der Ersteller hält Aktien (long) des analysierten Unternehmens zum Zeitpunkt der Analyse.


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It’s simply to say that managers and investors alike must understand that accounting numbers is the beginning, not the end, of business valuation.

 

Warren E. Buffett